Autorius: Gast Autor Šaltinis: https://www.compact-online.de/... 2023-02-15 22:06:00, skaitė 553, komentavo 0
Seit dem Jahr 2000 wird in Dresden eine öffentliche Diskussion geführt, in der sich Zeitzeugen an selbsterlebte Tieffliegerangriffe am 14. Februar 1945 erinnern. Die Mainstream-Geschichtsschreibung hingegen leugnet diese gut belegten Ereignisse ab. Wir erinnern an die Dresdner Bombenopfer – und treten für die Wahrheit ein. Eine wahrheitsgetreue Darstellung finden Sie in unserer Sonderausgabe „Dresden 1945. Die Toten, die Täter und die Verharmloser“, die Sie hier bestellen können.
_ von Gert Bürgel
Den Anlass dafür gaben die Historiker Götz Bergander und Helmut Schnatz, die sich mit Einzelheiten der Bombardierung Dresdens befassten. Sie ermittelten, vornehmlich durch Aktenrecherchen, dass es solche Tieffliegerangriffe nicht gegeben habe.
(…)
Augenzeugen erinnern sich an Tiefflieger zu unterschiedlichen Zeiten. Sowohl bei den zwei Nachtangriffen am 13./14. Februar als auch tagsüber am 14. und 15. Februar beobachteten Zeitzeugen tieffliegende Flugzeuge. Das Hauptaugenmerk in der Auseinandersetzung liegt momentan auf den Tieffliegerbeobachtungen am 14. Februar 1945.
Beim Studium der Fachliteratur erkannte ich, dass Bergander und Schnatz die überzahlreichen Augenzeugenberichte nicht hinreichend in ihre wissenschaftlichen Untersuchungen einbezogen haben. Das war für mich Anreiz, diesen methodischen Mangel durch eigene Recherchen und Analysen zu beheben.
Heutiger Blick von den Elbwiesen auf die teilweise rekonstruierte Dresdner Altstadt. Gab es hier insbesondere am 14. Februar 1945 Tieffliegerangriffe auf Überlebende des Bombeninfernos? Foto: ArTono I Shutterstock.com.
Erstmals zweifelte Götz Bergander in seinem Buch „Dresden im Luftkrieg“ die zahlreichen Schilderungen der Tieffliegerangriffe an und brachte dazu eine Reihe an Argumenten vor. So hat er anhand US-amerikanischer Dokumente nachgewiesen, dass die von David Irving beschriebenen Tieffliegerangriffe der Begleitjäger nicht in Dresden, sondern weit entfernt auf dem Rückflug stattgefunden hätten.
Zugleich versuchte er, die zahlreichen Augenzeugenwahrnehmungen zu deuten:
„Vielleicht kommen wir der Lösung näher, wenn wir in Betracht ziehen, dass es nur einen kurzen Überflug weniger tieffliegender Maschinen gab, die das Elbtal zwischen Waldschlößchen und Blauem Wunder kreuzten und einige Feuerstöße abgaben.“
Bergander formuliert eine Vermutung (die These einer Verfolgungsjagd), die sich fast wie ein nachgewiesenes Ereignis liest.
(…)
Derzeit habe ich 78 Augenzeugen erfasst, die in ihren Tieffliegerberichten eindeutig die Vormittagszeit des 14. Februar 1945 benennen. 60 davon konnte ich in einen Stadtplan eintragen. Darin ist jedem Augenzeugen an seinem Beobachtungsstandort ein Pfeil zugeordnet, welcher die beobachtete Flugrichtung anzeigt.
Augenzeugenstandorte ohne Richtungsangabe sind als Punkte gekennzeichnet. Auffällig in dieser Gesamtdarstellung ist, dass sich die Mehrzahl der erfassten Augenzeugen an den Elbwiesen aufhielt und nur wenige in der Umgebung des Großen Gartens, einem Ort, der in frühen Schilderungen als einer der Hauptorte von Tieffliegerangriffen bezeichnet wurde.
Weitere 34 Augenzeugen sprechen von Tieffliegeraktivitäten im Zusammenhang mit dem Mittagsangriff. Darunter sind nicht wenige, die sich lediglich in der Zeitbestimmung unsicher sind. Diese Berichte habe ich der Vormittagsdarstellung nicht hinzugefügt. Selbst wenn Kritiker die Hälfte der erfassten Berichte unberücksichtigt ließen, bliebe das Gesamtresultat unverändert.
Als Schlussfolgerung aus allen Berichten lässt sich folgendes Ergebnis formulieren: Alle Aussagen und Niederschriften der Augenzeugen sind ausführliche Weg-Zeit-Schilderungen, beginnend mit der nächtlichen Flucht aus den brennenden Häusern bis zur sicheren Unterkunft irgendwo außerhalb des Bombardierungsgebietes. Darin enthalten sind die Tieffliegerbeobachtungen, meistens mit Schilderung von Bordwaffenbeschuss. Kein Augenzeuge erinnert sich in dieser Zeit an Motorengeräusche hochfliegender Bomberverbände oder an Bombenabwürfe, dafür werden explodierende Zeitzünderbomben erwähnt. Das Überraschungsmoment der plötzlich erscheinenden Tiefflieger wird betont.
Einige Augenzeugen benennen an gleichen Beobachtungsstandorten gleiche Schlüsselerlebnisse. Ein Teil erinnert sich zudem an den später erfolgten Mittagsangriff. Viele Augenzeugen meinten, der Bordwaffenbeschuss habe ihnen gegolten, darunter einige, die von verwundeten oder getöteten Personen berichten. Drei Augenzeugen sind durch den Bordwaffenbeschuss selbst verletzt worden oder haben einen ihrer Angehörigen beziehungsweise Begleiter verloren.
Von Massentieffliegerangriffen spricht kein Augenzeuge. Zwei Augenzeugen schilderten unmögliche Begebenheiten: Eine anonym gebliebene Telefonanruferin, die mir vom Ausgießen von Phosphor aus den Tieffliegern erzählte, und eine weitere, die gesehen haben will, wie der Pilot aus dem geöffneten Kabinenfenster mit einer MP auf die Menschen geschossen habe. Diese geringe Fehlzahl unter nahezu 300 von mir erfassten Berichten zeigt, dass sich die Augenzeugen, bei aller Subjektivität in ihren Angaben, um Genauigkeit bemüht haben.
Dresden 1945: Zerstörtes Stadtzentrum. | Foto: Bundesarchiv, Bild 146-1994-041-07 / CC-BY-SA 3.0, Wikimedia Commons
Konkrete Beobachtungen Am 14. Februar 1945 muss in der Zeit von 10 bis 11 Uhr eine Gruppe von drei bis vier Jagdflugzeugen wenigstens dreimal das Gebiet der Elbauen vom Ostragehege bis Laubegast und die südlichen Bereiche Dresdens überflogen haben.
Eine Zeitzeugin konnte in ihren Schilderungen eine erstaunliche Zeitbestimmung vorweisen: Auf der Flucht aus der brennenden Stadt gelangte ihre Familie über die Südhöhe nach Mockritz. Ihr Bruder war noch Säugling, Jahrgang 1944. Als 14-Jährige kannte sie genau die Stillzeiten, die von ihrer Mutter exakt eingehalten wurden (alle vier Stunden, von früh sechs Uhr an). Die Mutter begab sich deswegen gegen zehn Uhr in das dortige Schulgebäude, während die übrige Familie weiter unten am Kaitzbach wartete.
In dieser Zeit erfolgte ein Tieffliegerangriff aus westlicher Richtung. Die Familie ging an der Uferböschung des Kaitzbaches in Deckung, neben ihr starben durch die MG-Salven mehrere Soldaten, die, wie sie zuvor erfahren hatte, auf Genesungsurlaub waren. Bei einem gemeinsamen Ortstermin habe ich die besagte Stelle gezeigt bekommen. Einige Augenzeugen erinnern sich an warnende Ausrufe „Achtung, Tiefflieger …!“ oder ähnlich. Solche einprägsamen Erinnerungen sind nicht hinzuerfunden worden.
Mehrere von mir kontaktierte Augenzeugen haben ihre Erinnerungsberichte dem Zeitzeugenarchiv im Stadtarchiv zur Verfügung gestellt. Eine ansatzweise Prüfung meiner Ergebnisse ist dadurch möglich. All diese Augenzeugenberichte, nunmehr gebündelt in einer anschaulichen Gesamtdarstellung, gehören zur Quellenlage und dienen der Findung der historischen Wahrheit. Dass dieses Kapitel der Geschichtsaufarbeitung bisher vernachlässigt wurde, mag auch dem bisherigen Forschungsstand und den bisherigen Forschungszielen geschuldet sein.
Eine fundierte und wahrheitsgetreue Darstellung der Bombardierung und Fakten zur Zerstörung der Elbmetropole, die in der öffentlichen Debatte unter den Tisch fallen, finden Sie in COMPACT-Geschichte „Dresden 1945. Die Toten, die Täter und die Verharmloser“. Unser Autor Wolfgang Schaarschmidt kommt zu dem Schluss, dass über 100.000 Menschen bei den Bombenangriffen auf Dresden ihr Leben ließen. Mit unserer Sonderausgabe setzen wir den Opfern des Infernos ein würdiges Denkmal. Das Heft können Sie hier bestellen.