Autorius: Thea Suh Šaltinis: https://medium.com/deutsch/wie... 2016-06-17 16:06:49, skaitė 1606, komentavo 0
Berlin, 2016
Widersprüche. Das ist es, was ich zur Zeit persönlich wahrnehme.
Ich möchte zwei Beispiele mit euch teilen, die ich erlebt habe.
Neulich war ich zu Besuch in einer ostdeutschen Kleinstadt, dort erzählte mir ein älterer Herr, dass sich seine Heimatstadt verjüngt hat und auch, dass nun tagsüber und auch am Abend kulturell viel mehr los sei, weil Helfer (eine bunte Mischung aus Studenten, Hausfrauen und rüstigen Rentnern) und Flüchtlinge gemeinsam Veranstaltungen auf die Beine stellen — vom verschlafenen Städtchen zur belebten Stadt?
Es hat durchaus was positives, wenn Menschen in eher “leere” Gegenden ziehen und gemeinsame Anstrengungen unternommen werden. Ich wurde allerdings in der selben Stadt als “linke Zecke” betitelt, als ich bei einem völlig unpolitischen Gespräch nur beiläufig erwähnte, dass ich aus Hamburg komme — nun ja.
Man (frau) kann nicht alles haben.
Im Freundeskreis habe ich Leute, die sich mit Kind und Kegel engagieren, sich den “Hintern aufreißen” und nach Feierabend noch gespendete Kleider sortieren gehen. Aber dann gibt es wieder Freunde, die dubiose Websiten von Verschwörungstheoretikern teilen und mir voller Überzeugung und mit Inbrust sagen, dass ihre Kinder wegen der ganzen Flüchtlingskinder den Platz an der Wunschschule nicht erhalten hätten (die eigenen schlechten Noten und weitere Ausschlusskriterien werden dezent verschwiegen). Erschreckend.
In einer aufgeschlossenen, diversen Gesellschaft kann und soll es keine uniforme Meinung und Strömung geben. Einen Kompromiss dagegen schon.
Ich hoffe allerdings, dass aus der “Krise” der Flüchtlinge etwas positives entsteht — immerhin wurde die Diskussion über Integration und Einwanderung neu befeuert.
Etwas, was aus Bequemlichkeit und Unbehagen lange vernachlässigt worden ist. Die Quittung für diese Verschlafenheit, sehen wir im erstarken rechtsradikaler Parteien und die Unverfrorenheit, mit der Menschen ihren Hass online und offline zur Schau tragen.
Wir besingen in unserer Nationalhymne “Recht und Freiheit”, ich hoffe, dass auch Schutzbedürftige sich darauf berufen dürfen. Das Recht auf Freiheit.
Wie haben also Flüchtlinge “mein” Deutschland verändert?
Zum einen haben sie den besorgten Bürgern die harmlose Maske herunter gerissen und dafür gesorgt, dass ihr hässliches Kleinbürgertum, der Neid, der Hass und die fehlende Bildung zu Tage kommt.
In meinem alltäglichen Leben, an der Uni, bei der Arbeit, im Supermarkt und in der U-Bahn habe ich eines ganz stark gemerkt, was durch die Flüchtlinge anders geworden ist:
Gar nichts. Nada. Niente.
Die selbe Sonne geht täglich auf, der Regen macht in Hamburg das gleiche Schietwedder wie sonst auch und der Chai im Elbgold schmeckt immer noch so gut wie vorher.