Privatsphäre war gestern: US-Behörden können Gesichter von Milliarden Menschen identifizieren

Autorius: RT deutsch Šaltinis: https://deutsch.rt.com/gesells... 2020-01-22 20:08:10, skaitė 792, komentavo 0

Privatsphäre war gestern: US-Behörden können Gesichter von Milliarden Menschen identifizieren

Während hierzulande um Gesichtserkennungssysteme noch gestritten wird, sind US-Behörden längst einen Schritt weiter, dank der App einer obskuren Firma, die Milliarden Fotos aus dem Internet abgegriffen hat – der Investor hat seinen Hintergrund bei den Bilderberg-Konferenzen.

Die Debatte um das Für und Wider von Gesichtserkennungssystemen ist wieder entbrannt, nachdem einander widersprechende Pläne des deutschen Bundesministeriums des Inneren und der Europäischen Kommission bekannt wurden. Geht es nach dem Willen von Bundesinnenminister Horst Seehofer, dann sollen künftig 135 Bahnhöfe und 14 Flughäfen in Deutschland mit Echtzeit-Gesichtserkennungssystemen überwacht werden. Über entsprechende Pläne, die auch eine Ausweitung der Befugnisse der Bundespolizei umfassen würden, hatte der Spiegel erstmals berichtet. Demnach wird ein vom Innenministerium verfasster Gesetzentwurf gegenwärtig mit dem Justizministerium abgestimmt.

Dem entgegen steht ein vor Tagen bekannt gewordener Entwurf eines Arbeitspapiers der neuen EU-Kommission, das sich dem künftigen Umgang mit Künstlicher Intelligenz widmet. Laut dem auf Mitte Dezember datierten Dokument soll die automatische Gesichtserkennung im öffentlichen Raum temporär verboten werden. Die Rede ist von einem Zeitraum zwischen drei und fünf Jahren.

Der Google-Chef Sundar Pichai rief jüngst die Regierungen auf, schnell Regeln für den Einsatz von Technologie zur Gesichtserkennung aufzustellen. Vielleicht sei dabei auch eine "Wartezeit" notwendig, "bevor wir darüber nachdenken, wie sie genutzt wird", sagte Pichai bei einem Auftritt in Brüssel. Auf jeden Fall müsse Gesichtserkennung zu den Technologien auf Basis Künstlicher Intelligenz gehören, die mit Priorität reguliert werden, betonte er.

Pichai bekräftigte, dass Google seit Jahren bewusst darauf verzichte, die Fähigkeit zur Gesichtserkennung als Dienstleistung anzubieten – "weil uns bewusst wurde, dass es eine Technologie voller Risiken ist". Andere Firmen wie Amazon und etliche asiatische Hightech-Konzerne haben dagegen bereits Gesichtserkennungsprodukte im Angebot.

New York Times enthüllt: "Das Ende der Privatsphäre, wie wir sie kennen"

Wie wichtig die Debatte ist, unterstreichen die Enthüllungen der New York Times zu der obskuren US-Firma "Clearview AI". Wie die US-Zeitung am Wochenende berichtete, hat das Unternehmen bereits rund drei Milliarden Bilder von Menschen aus dem Internet zusammengestellt, um eine monströse Datenbank zur Gesichtserkennung zu entwickeln. Die Daten wurden von Facebook, YouTube, Venmo, Instagram und "Millionen anderen Websites" heruntergeladen – ohne Erlaubnis und oftmals mit Verstoß gegen die gültigen Nutzungsbedingungen der jeweiligen Plattformen.

Dennoch: Mehr als 600 Behörden in den USA und Kanada würden den Service bereits nutzen und hätten Zugang zu dieser Datenbank über eine speziell entworfene App der Firma. Zu den Kunden zählen laut der New York Times verschiedene Polizeibehörden sowie das FBI und das US-Heimatschutzministerium. Dass die Nutzung der Datenbank alleine schon aufgrund ihres Umfangs für die Strafverfolgungsbehörden verlockend ist, liegt auf der Hand. Zum Vergleich: Die Datenbank des FBI, in der Pass- und Führerscheinfotos erfasst werden, ist nur etwa ein Fünftel so groß und gilt mit ihren über 640 Millionen Bildern von US-Bürgern bereits als eine der größten.