Autorius: SputnikNews Šaltinis: https://de.sputniknews.com/wir... 2020-02-07 15:14:24, skaitė 898, komentavo 0
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- Herr Dallendörfer, Wilo ist einer der größten Hersteller von Pumpen und Pumpensystemen in der Welt, der in mehr als 60 Ländern Tochterunternehmen hat. Warum wurde Russland als eine Region für die Erweiterung des Geschäfts gewählt?
- Es gibt viele Gründe dafür, nach Russland zu gehen. Wir sind vor mehr als 20 Jahren nach Russland gekommen. Das Wichtigste ist, dass wir Russland als Tor zu Asien sehen. Es liegt in Europa und Asien, versteht die beiden Kulturen und verbindet die zwei Regionen. Außerdem bleiben Deutschland und Russland seit Jahrhunderten im Kontakt – sie lieben und hassen und sie lieben. Sie kommen immer zusammen. Die Wirtschaft – das Business – verbindet diese Länder sogar fester als die Politik. Also, es ging uns gut mit der Geschäftskultur und -ethik hier sowie mit dem russischen Markt. Und wie Sie wissen, wir bewegen Wasser, und Russland ist reich an Wasser. Es ist auch ein riesiger Markt mit fast 150 Millionen Menschen neben Deutschland. Die russischen Kunden kennen die deutsche Kultur, schätzen die deutsche Qualität. Demnach wäre es nicht klug, uns an diesem Markt nicht zu entwickeln.
- Auf welche Weise können Russland und Deutschland von der Kooperation im Industriebereich profitieren?
- Ich glaube, einige in der Welt fürchten sogar das Team Russland-Deutschland, weil sie zusammen sehr stark sein können. Viele deutsche und russische Unternehmen sehen das. Was ich sehe, sind die russischen Ingenieure, die hier ausgebildet wurden – unter anderem sind sie ein Faktor, der die Entscheidung bestimmt, hier zu produzieren. Historisch gesehen ist Russland für sein gutes Ingenieurswesen bekannt, viele Dinge wurden hier in Russland erfunden. Dazu kommt deutsche Technologie und die Qualität, die man schätzt. Gemeinsam treten wir in neue Produktionsbereiche ein und können einen Schritt weiter gehen, direkt zu neuen Technologien, zum Beispiel dem 3D-Druck, und zwar manchmal schneller als in Deutschland. Das ist ein Vorteil.
- Was sind die wichtigsten Ereignisse, die in den mehr als 20 Jahren in Russland von Wilo erreicht wurden?
- Globalerweise sind es stabile und ständige Beziehungen, egal was inzwischen passiert. Das Geschäft ist dauerhaft. Der Bau des Werks hier war ein Meilenstein. Jetzt sind wir auf dem russischen Markt präsent, um unseren Kunden zu zeigen, dass wir ihnen nah sind und bei der nächsten Krise nicht zurücktreten werden. Wir gehen nebeneinander wie in einer Ehe, im Guten und im Bösen. Es ist unsere Verpflichtung. Ich glaube, kulturell ist Verpflichtung für russische Kunden wichtig. Nach dem Bau des Werks war der nächste wichtige Schritt die Unterzeichnung des Vertrags mit dem russischen Ministerium für Industrie und Handel. Wir wurden ein russischer Hersteller, der lokale Wirtschaften unterstützt und dem Land ein Gefühl der Sicherheit gibt, dass unsere Pumpen in jeder Zeit verfügbar sind, auch bei den politischen Hochs und Tiefs. Was noch vor uns liegt, ist, neue Produkte zu erarbeiten und mehr in Russland hergestellte Produkte in die ganze Welt zu exportieren.
- Welche Herausforderungen stehen heute vor Wilo und welche Maßnahmen werden getroffen, um sie zu überwinden?
- Es stehen natürlich viele Herausforderungen vor dem Unternehmen. Einige von ihnen betreffen nicht nur Russland, sondern die ganze Welt. Erstens gibt es Wassermangel. Russlands Nachbarländer und Zentralasien stoßen schon auf dieses Problem. Wir werden sehen, wie es sich in der Zukunft lösen lässt. Außerdem gibt es Digitalisierung. In Deutschland zum Beispiel kommt Digitalisierung von der Herstellung. In Russland kommt es von dem Markt, von den Kunden. Sie sind in Russland stärker digitalisiert. Unsere Kunden wollen die Eigenschaften der Pumpen auf ihren Handys sehen. Den Wasserversorgern ist es sehr wichtig, dass man Feedback zu ihren Pumpen gibt, wenn oder bevor ein Problem entsteht. Die Kunden, die ihre eigenen Häuser haben, wollen wissen, ob die Pumpen im harten russischen Winter wirklich funktionieren oder ob es kalt sein wird, wenn sie nach Hause kommen. Schließlich, was die Wasserversorgung und den Flusswasserzulauf angeht, ist Russland ein ganz besonderes Land. Wir haben die Anforderungen zu erfüllen, die in Russland immer höher werden.
- Das Motto des Unternehmens ist „Pioneering for You“. Welche Idee steckt dahinter?
- Wir sind in dem Teil der Welt, wo man genau weiß, wer ein Pionier ist. Ich komme aus Ostdeutschland, ich war natürlich auch ein Pionier. Pionier zu sein bedeutet, in Gebiete und Bereiche zu gehen, wo niemand vor dir gewesen ist, also es sind neue Wege. Wie Juri Gagarin – er war ein Pionier, und alle, die die Raketen bauten. Einerseits scheint die Beförderung von Wasser sehr einfach zu sein, andererseits muss es aber neue Ideen geben: Wie es zu tun ist. Es umfasst Kooperation mit den Unternehmen wie Rosatom und Transneft, wo wir versuchen, als Partner Pioniere zu sein, und gemeinsam davon profitieren. Es ist viel mehr als einfache Verkäufe – wir arbeiten an neuen Lösungen.
- Russen und Deutsche im Geschäftsfeld – fallen Ihnen irgendwelche Unterschiede auf?
- Ja und nein. Aus Sicht der Ergebnisorientierung sind wir sehr ähnlich und wollen dasselbe erreichen. Russland ist aber noch mehr Menschen- und kundenorientiert. Es hat mehr „Duscha“ (dt. „Seele“ – Anm. d. Red.). Russische Kunden wollen auch den Hersteller spüren. Es soll ein Gefühl geben, dass die Person, die für sie arbeitet, ehrlich und vertrauenswürdig ist, und wir erfüllen es. Also, sie mögen engagierte Menschen. „Wer wird für uns arbeiten?“ – „Wir arbeiten als Team.“ Es ist nicht genug. Wen kann ich am Sonntagabend anrufen, wenn die Pumpe kaputt ist? Natürlich erwarten die Deutschen beim Service auch sowas, aber russische Kunden fordern einen dazu im Voraus heraus, und zu jeder Zeit soll man es beweisen.
- Stehen kulturelle Unterschiede der Business-Kommunikation zwischen Russen und Deutschen im Wege?
- Natürlich sind Russen und Deutsche unterschiedlich, aber ich würde nicht sagen, dass diese Unterschiede ein Hindernis sind. Hier sind wir bei der Kommunikation sehr offen, so ist unser Stil. Wenn es ein Problem gibt, nennen wir die Dinge bei ihrem Namen. Die deutschen Kollegen, die hierher kommen, fühlen sich gleich willkommen und nicht unwohl. Wir kommen öfter direkt zur Sache und stellen genauer einer bestimmten Person Aufgaben. Es ist aber nicht grob, es hilft, die Sachen für alle klarzustellen. Deswegen kommen wir auch schnell zu guten Ergebnissen. In Deutschland scheint man mehr als Team zu arbeiten und Verantwortung als Team zu übernehmen.
- Eine letzte Frage: Hatten Sie irgendwelche Stereotype über Russland, bevor Sie hierher kamen? Haben sie sich als wirklichkeitsnah erwiesen?
- Russland war mir keine große Überraschung. Ich wuchs in Ostdeutschland auf, sehr nah zu der Sowjetunion. In meiner Schulzeit hatte ich eine Freundin in Sankt Petersburg, die auch eine Pionierin war. Wir schrieben einander Briefe, um die Sprache zu lernen. Es half nicht [lacht]. Mir war alles in Russland klar. Auch meine Erziehung zu Hause, von meinen Eltern, basierte nicht auf Stereotypen, sondern auf zwischenmenschlichen Beziehungen.
Kamera: Sergei Elow