Autorius: Joseph Hausner Šaltinis: http://www.focus.de/politik/au... 2016-06-08 12:22:51, skaitė 1976, komentavo 0
Immer mehr Bürger wenden Deutschland den Rücken zu, weil sie mit der Flüchtlingspolitik von Angela Merkel unzufrieden sind. Das berichtet der Bayerische Rundfunk in der Sendung „Report München“. Sie finden eine neue Heimat in Ungarn, dem Land des rechtskonservativen Viktor Orban.
Maklerangaben zufolge sind acht von zehn Anfragen deutscher Bürger rund um den Plattensee auf die Flüchtlingskrise zurückzuführen. Was treibt diese Menschen nach Ungarn? Das hat mehrere Gründe.
„Flüchtlingsgegner fühlen sich wohl in Ungarn“, sagt der Budapester Politologe Zoltan Kiszelly zu FOCUS Online. Anders als in vielen westeuropäischen Ländern sind sie in Ungarn in der Mehrheit. „Flüchtlinge und speziell Muslime sind hier nicht willkommen“, weiß der Experte.
Das habe viel damit zu tun, dass Ungarn 150 Jahre türkische Besatzung hinter sich habe. „Ungarn hat schlechte Erfahrungen mit Muslimen gemacht.“ Das zeige sich nach wie vor in der Haltung der Bevölkerung. Das führe dazu, dass Flüchtlinge und Muslime auch gar nicht in Ungarn bleiben wollen. „Wir haben kaum welche“, sagt der ungarische Politikwissenschaftler.
Der Trend, dass es Westeuropäer und speziell Deutsche nach Ungarn zieht, gebe es schon länger. „Seit der Migrationskrise gab es noch einmal einen Schub“, sagt Kiszelly. Das liegt vor allem an der restriktiven Flüchtlingspolitik der ungarischen Regierung. Viktor Orban war in der Krise der erste in Europa, der einen Zaun gebaut hat.
„Ungarn bietet auf europäischer Ebene die Alternative zu Merkels Politik“, erklärt der Politologe. Die markante und ablehnende Haltung gegenüber Migranten, die Ungarn verkörpere, sei populär geworden bei den Westeuropäern, die sich einen eben solchen Kurs wünschen würden. „Leute, die gegen Flüchtlinge oder rechts sind, fühlen sich hier gut vertreten.“ Und es werden augenscheinlich immer mehr.
„Das Image Ungarns hat sich im letzten Jahr positiv gewandelt, zwar nicht in der Medienöffentlichkeit, aber doch bei den europäischen Bürgern selbst“, so Kiszellys Einschätzung, trotz vieler stark kritisierter Entscheidungen der ungarischen Regierung, etwa hinsichtlich des Mediengesetzes.
Eine wichtige Rolle spielt dabei der Ministerpräsident selbst. Als Orban sich etwa mit Horst Seehofer oder Helmut Kohl traf, war der Wirbel hierzulande groß. Der Rechtskonservative wird von vielen für seinen rigiden Kurs kritisiert, andere jedoch scheint genau das zu begeistern.
„Die Regierung sieht das“, sagt der Politologe. „Seitdem die Reden Orbans ins Deutsche übersetzt werden und auch auf seiner Facebook-Seite Inhalte auf Englisch zu finden sind, hat die Zahl seiner Unterstützer in Westeuropa zugenommen.“
Was vielen Deutschen den Schritt der Auswanderung erleichtert, ist, dass sie längst nicht mehr die einzigen Deutschen in Ungarn sind. „Um den Plattensee hat sich regelrecht eine deutsche Community gebildet“, sagt Kiszelly. Dort lebten mittlerweile Tausende Deutsche, sogar eine deutschsprachige Zeitung gebe es. Viele von ihnen hätten nur ihren Zweitwohnsitz dort. „Wenn dort auch deutsche Familien sind, die permanent dort leben, ist das natürlich praktisch.“
„Die öffentliche Sicherheit in Ungarn ist gut und hat sich stetig verbessert in den letzten Jahren“, sagt Kiszelly. In Deutschland hat das Sicherheitsgefühl der Bürger vor allem durch die Kölner Silvesternacht schweren Schaden genommen. So etwas würde es in Ungarn nicht geben, denken viele.
Dazu komme, dass in Ungarn konservative Werte wie Kirche oder Familie hochgehalten würden, so der Politologe. Vielen Deutsche, die es nach Ungarn treibt, fehlt dieses Gefühl in ihrem Heimatland. „Ungarn fühlt sich an wie Deutschland vor 20 Jahren“, beschreibt es Kiszelly.
Es gibt auch Punkte, die nichts mit der Flüchtlingspolitik Ungarns zu tun haben. „Die Gastfreundschaft zumindest gegenüber den Deutschen ist in Ungarn sehr groß“, sagt der Budapester Politologe. Das liegt auch daran, dass die Deutschen verhältnismäßig reich sind. Mit einem Euro lässt sich in Ungarn wesentlich mehr anfangen als hierzulande. Das Leben dort ist also relativ billig, die Grundstück- und Häuserpreise niedrig.
Auch dieser Punkt macht viel aus: Es sieht nicht so aus, als würde Ungarn seinen restriktiven Einwanderungs- und Flüchtlingskurs in naher Zukunft ändern. „Umfragen deuten darauf hin, dass die Regierung Orbans 2018 wohl im Amt bleiben wird“, sagt Kiszelly.
Was das bedeutet, ist klar: Bis 2018 kommen kaum Flüchtlinge nach Ungarn, weil sich die Regierung auch gegen verbindliche Quoten sperrt – und danach genauso wenig. „Die Perspektive, dass dauerhaft wenige Flüchtlinge kommen, lockt viele Deutsche an“, so der Politologe. „Orban verkörpert die Garantie dafür, dass es auch so bleibt.“