Autorius: SputnikNews Šaltinis: https://de.sputniknews.com/ges... 2020-11-22 23:37:00, skaitė 869, komentavo 0
Das Video, auf dem die junge Rednerin zu sehen ist, wurde bei Twitter bis zum Sonntagmorgen mehr als eine Million Mal angeklickt – darunter finden sich auch Tausende Kommentare.
„Ich fühle mich wie Sophie Scholl, da ich seit Monaten aktiv im Widerstand bin, Reden halte, auf Demos gehe, Flyer verteile und auch seit gestern Versammlungen anmelde“, sagte die junge Frau am Samstag von einer Bühne aus.
„Ich bin 22 Jahre alt, genau wie Sophie Scholl, bevor sie den Nationalsozialisten zum Opfer fiel“, fährt sie dann fort. Sie werde niemals aufhören, sich für Freiheit, Frieden, Liebe und Gerechtigkeit einzusetzen.
Rednerin in #Hannover fühlt sich wie Sophie Scholl, da sie "seit Monaten aktiv im Widerstand" sei. Ordner wirft daraufhin das Handtuch: "Für so einen Schwachsinn mach ich doch keinen Ordner mehr. Das ist Verharmlosung vom Holocaust." Rednerin weint und wirft auch hin. #h2111 pic.twitter.com/BU5AvvlHSD
— 🍁 MdBdesGrauens 🍁 (@MdBdesGrauens) November 21, 2020
Nach wenigen Sätzen taucht ein junger Mann vor der Bühne auf. „Für so einen Schwachsinn mache ich doch keinen Ordner mehr“, protestiert er und reicht der Frau sein orangefarbenes Leibchen. Es gehe hier um eine „Verharmlosung vom Holocaust“, die „mehr als peinlich“ sei. Die Rednerin entgegnet: „Ich habe doch gar nichts gesagt.“ Dann beginnt sie zu weinen und wirft ihr Mikrofon zu Boden und verlässt die Bühne.
In einem später geposteten Ausschnitt ist die Frau erneut zu sehen. Sie gibt sich „schockiert, dass ich von einem Passanten, oder was auch immer, beleidigt wurde“.
In einem Bericht tauchten derweil Zweifel auf, ob es sich bei dem Mann wirklich um einen Ordner handelte. Nach Informationen der „Hannoverschen Allgemeinen Zeitung“ soll er zur örtlichen linken Szene gehören, bei vielen anderen Demonstrationen in Erscheinung getreten sein und seine Gegenaktion zu dem „Sophie-Scholl“-Auftritt inszeniert haben.
Unklar war auch, ob er bei den Veranstaltern der lokalen „Querdenken“-Kundgebung als Ordner registriert war. Die Polizei Hannover hatte vorerst keine Hinweise auf eine Manipulation: „Das war auch kein Sachverhalt, der eine Maßnahme erfordert hätte.“ Die Registrierung der Ordner sei Sache der Versammlungsleitung.
Viele Twitter-Nutzer markierten das Video mit „Gefällt mir“, während des Auftritts der Frau ist vereinzelt Applaus zu hören. Doch in den Kommentarspalten gibt es auch Empörung und Ablehnung: Die Parallelen zu Sophie Scholl seien verantwortungslos, die Gleichsetzung mit dem Mitglied der studentischen Widerstandsgruppe „Weiße Rose“ zur NS-Zeit sei beschämend.
Der junge Mann bekommt hingegen Zuspruch. Ein Nutzer etwa schrieb: „Respekt für den Ex-Ordner, der die Verhöhnung der realen Holocaust-Opfer erkannte und sich dagegen stellte.“
Auch Bundesaußenminister Heiko Mass (SPD) kritisierte die Rednerin. „Wer sich heute mit Sophie Scholl (...) vergleicht, verhöhnt den Mut, den es brauchte, Haltung gegen Nazis zu zeigen“, twitterte er am Sonntag. „Nichts verbindet Coronaproteste mit Widerstandskämpfer*Innen.“
Wer sich heute mit Sophie Scholl o Anne Frank vergleicht,verhöhnt den Mut, den es brauchte,Haltung gegen Nazis zu zeigen.
— Heiko Maas 🇪🇺 (@HeikoMaas) November 22, 2020
Das verharmlost den Holocaust und zeigt eine unerträgliche Geschichtsvergessenheit.
Nichts verbindet Coronaproteste mit Widerstandskämpfer*Innen.
Nichts!
Ein ähnlicher Vorfall ereignete sich vor Kurzem bei einem Corona-Protest in Karlsruhe, als sich ein elfjähriges Mädchen mit dem jüdischen Mädchen Anne Frank verglich. Die Elfjährige hatte öffentlich geschildert, dass sie ihren Geburtstag wegen der Corona-Beschränkungen heimlich mit Freunden habe feiern müssen. Daher habe sie sich gefühlt wie Anne Frank.
Anne Frank war mit ihrer Famillie vor den Nationalsozialisten in die Niederlande geflohen, wo sie in einem Versteck ihr berühmtes Tagebuch schrieb. Kurz von Kriegsende wurde sie von den Nazis ermordet.
mka/dpa/gs