Autorius: Ronald Berthold Šaltinis: https://www.anonymousnews.ru/2... 2021-03-04 21:53:00, skaitė 781, komentavo 0
Eine neue Untersuchung bringt Fahrt in die Frage, ob journalistische Berichterstattung in Deutschland zu unausgewogen ist. Daß die große Mehrheit der Journalisten links der Mitte steht, ist unbestritten – auch bei Verlagen wie Axel Springer. Das ist das Ergebnis zahlreicher Studien. Erst kürzlich kam heraus, daß mehr als 90 Prozent der Volontäre im öffentlich-rechtlichen Rundfunk für Grüne, Linke und SPD stimmen. All dies sei aber kein Beleg für die Linkslastigkeit der Presse, argumentieren Medienmacher. Entscheidend sei nicht die Haltung der Kollegen, sondern die Tendenz der Berichte. Und die sei neutral.
Diese These war bisher wissenschaftlich schwer zu widerlegen. Denn eine linke Dominanz kann nicht nur an der Ausrichtung der Kommentare festgemacht werden. Vielmehr müßten dafür auch die Auswahl der Themen, deren Totschweigen, die Art der Formulierungen und die Illustrationen untersucht werden. Es gibt viele Arten, Meinung zu machen. Allerdings würde es einer akademischen Herkulesaufgabe gleichkommen, das Offensichtliche nachzuweisen.
Der Kommunikationsmanagement-Forscher Christian Hoffmann ist nun in seiner Analyse „Das Herz des Journalismus schlägt links – so what?“ einen anderen Weg gegangen. Der Leipziger Professor stellt die Publikumswahrnehmung in den Vordergrund seiner Untersuchung. Und die ist eindeutig: Linke Zuschauer und Leser sind mit den Medien eher zufrieden und halten sie für glaubwürdig, der Rest weniger.
Hoffmann beruft sich auch auf Eurobarometer-Daten. Diese zeigten, „daß in Deutschland eher rechts der politischen Mitte stehende Befragte ein deutlich geringeres Vertrauen in ‘die Presse’ aufweisen als eher linksstehende“. Gleiches gelte für Fernsehen und Radio. Dies spreche für eine linke Tendenz in den Medien. Denn „das Vertrauen in Medien steht in einem positiven Zusammenhang mit ihrer wahrgenommenen ideologischen Nähe“.
Solche Befunde, die es auch aus den USA gebe, seien bedeutsam in der Frage, welche politische Präferenz Medien haben. Denn: „Die sehr einhellige Verortung nahezu aller massenmedialen Angebote links der Mitte basiert auf deren Output, nicht auf der politischen Orientierung der dort beschäftigten Journalisten.“ Für Hoffmann ist dies ein „starkes Indiz“ für die Unplausibilität der Aussage, daß der „Linksbias im Berufsfeld“ keinen Einfluß auf den journalistischen Output habe.
Dem Leipziger Forscher gebührt das Verdienst, unzählige Studien ausgewertet zu haben, um zu seinen Schlußfolgerungen zu kommen. So beruft er sich in seinem Ergebnis, daß linke Journalisten linke Berichte abliefern, auch auf eine Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach. Die Meinungsforscher hatten die Vertrauenskrise der Medien sehr ausdifferenziert erfragt. Hoffmann: „Die Unzufriedenheit des Publikums mit der medialen Berichterstattung ist sehr stark auf jene Anliegen fokussiert, die eher rechtsstehenden Bürgerinnen und Bürgern am Herzen liegen.“
Konkret zeigt sich das in diversen Ergebnissen. Selbst bei einem heiklen Thema wie der AfD halten nur 48 Prozent der Deutschen die Berichterstattung über diese Partei für glaubwürdig. 45 Prozent tun das nicht. Besonders groß sind laut Allensbach die Zweifel an der Berichterstattung über die „Kriminalität von Flüchtlingen“. Dies sagen 73 Prozent, während nur 23 Prozent die Artikel für glaubwürdig halten.
Bei der „Zahl der Flüchtlinge, die zu uns kommen“, trauen mehr als zwei Drittel der Deutschen (67 Prozent) den Journalisten nicht. Auch bei der „Terrorgefahr in Deutschland“ (57 Prozent), der „wirtschaftlichen Lage der Euro-Zone“ (53), der „Situation in Syrien“ (51) und bei den „Folgen des Brexits“ (50) ist eine Mehrheit überzeugt, von den Journalisten belogen zu werden.
In der wichtigen „Mainzer Langzeitstudie Medienvertrauen“ lehnten nur 46 Prozent die These ab, „Die Medien sind in der Bundesrepublik lediglich ein Sprachrohr der Mächtigen“. 26 Prozent stimmten ihr voll zu, 25 Prozent teils. Und 45 Prozent sind zumindest zum Teil überzeugt, „die Medien und die Politik arbeiten Hand in Hand, um die Meinung der Bevölkerung zu manipulieren“.
Auch bei der Mainzer Untersuchung zeigten nur 36 Prozent Vertrauen in die Berichterstattung über die AfD. Hoffmann interpretiert diesen Wert als „schwach ausgeprägt“. Medienzynismus sei „gemäß dieser Analyse auf der politischen Rechten stärker verbreitet als der politischen Linken“.
Der Forscher fragt rhetorisch: „Kann es angesichts der Fülle empirischer Evidenz zur Linksverschiebung im journalistischen Berufsfeld wirklich ein Zufall sein, daß der rechts der politischen Mitte stehende Teil des Publikums weniger zufrieden mit der Leistung journalistischer Medien ist als der linksstehende?“ Umgekehrt sei es auffällig, daß „jener Teil des Publikums, der politisch dem Median der Journalisten am nächsten steht, das höchste Medienvertrauen aufweist“.
Hoffmann macht keinen Hehl daraus, es für „deutlich plausibler“ zu halten, daß „die politische Orientierung der Praktizierenden in der Berichterstattung durchschimmert und dadurch eben einen Teil des Publikums eher zufriedenstellt als einen anderen“.
Daß Menschen „rechts der Mitte“ daher auf die Nutzung von „alternativen Medien“ im Internet zurückgriffen, „kann als eine Folge der nicht befriedigten Nachfrage nach politisch konsonanten Medieninhalten auf der Rechten verstanden werden“. Allerdings sei damit auch eine „Empfänglichkeit für ‚Fake News‘ verbunden“.
Dies lasse sich jedoch einfach erklären: „Alle Mediennutzenden sind geneigt, politisch konsonanten Inhalten eher Glauben zu schenken.“ Linksstehende, so Hoffmann, finden diese Inhalte in den Massenmedien. Eher Rechtsstehende dagegen seltener: „Sie suchen deswegen nach alternativen Quellen, die häufig von minderer Qualität sind, also zwar politisch konsonant, aber kaum zuverlässig.“
Dabei handele es sich um eine Korrektiv-Aktion: „Die wahrgenommene Unfairneß eines großen Teils der journalistischen Berichterstattung wird (über-)kompensiert durch die Verbreitung von Gegennarrativen.“
Hoffmann wünscht sich, „daß die öffentliche und akademische Debatte rund um die Rolle des Journalismus sachlicher, klarer und überzeugender geführt“ werde. Dafür aber sei es notwendig, daß der politische Linksschwenk der Medien von allen akzeptiert werde. Derzeit stelle er jedoch einen „Widerwillen gegen eine für sich genommen wenig erstaunliche empirische Erkenntnis“ fest. Dieser müsse fallengelassen werden.
Die oft betonte Vielfalt im journalistischen Berufsfeld sollte nicht nur auf den Migrationshintergrund begrenzt werden. Auch „die politische Vielfalt“ dürfe man „nicht aus dem Auge verlieren“.