Autorius: Ernst Fleischmann Šaltinis: https://www.anonymousnews.org/... 2021-09-24 13:06:00, skaitė 706, komentavo 0
Ein Obdachlose findet das Notebook von Friedrich Merz. Der Finderlohn? Total unverschämt!
Als Enrico J. im Jahr 2004 an einem Taxistand am Berliner Ostbahnhof ein Notebook fand, war er obdachlos, verdiente sein Geld mit dem Verkauf des „Straßenfegers“, einer Berliner Straßenzeitung, die im Juni dieses Jahres eingestellt wurde. Was er damals nicht sofort wusste: Das Notebook gehörte dem damaligen stellvertretenden CDU-Bundestagsfraktionsvorsitzenden Friedrich Merz.
Er habe darin „ein bisschen rumgestöbert“, verrät J. jetzt in einem Interview mit der „taz“. „Plötzlich hatte ich die Handynummern von wichtigen Politikern vor mir: Gerhard Schröder, der damals Bundeskanzler war, Angela Merkel, Edmund Stoiber, Theo Waigel und viele andere. Da dachte ich mir: Oh, das Ding ist heikel“, erinnert er sich. Nach der Erkenntnis gab der heute 53-Jährige das Notebook beim Bundesgrenzschutz ab, der damals am Ostbahnhof saß. „Ich hätte das Ding auch auf dem Schwarzmarkt verkaufen können, da waren sämtliche Daten der Bundesregierung drauf. Als Adresse habe ich beim Bundesgrenzschutz die der damaligen Obdachlosenhilfe angegeben“, erzählt er.
Gut einen Monat später habe sich der Politiker und Anwalt bei dem ehrlichen Finder bedankt. Doch die Art des Dankes stieß bei J. auf Unverständnis. Merz ließ ihm sein neues Buch mit dem Titel „Nur wer sich ändert, wird bestehen. Vom Ende der Wohlstandsillusion – Kursbestimmung für unsere Zukunft“ zukommen. Mit der Widmung: „Vielen Dank an den ehrlichen Finder“. „Das fand ich echt total unverschämt“, verrät Enrico J. heute. „Ich habe das Buch sofort in die Spree geschmissen. Er wusste ja von der angegebenen Adresse genau, dass ich obdachlos war, doch ihm war das nicht mal einen Cent wert. Richtig scheiße.“
Er finde nicht, dass Merz ihm hätte Geld geben sollen, sagt J. „Aber er hätte einfach Kontakt suchen können. Er hätte einfach mal vorbeikommen und sich ordentlich bedanken können. Immerhin habe ich verhindert, dass geheime Infos über wichtige Politiker in die falschen Hände geraten.“
Als er von Merz‘ Plänen erfuhr, für den Bundesvorsitz der CDU zu kandidieren, habe er sich an „diese Abzock-Aktion“ erinnert. „Mir und meinem Kumpel kann er nichts gönnen und jetzt macht er wieder auf dicke Hose. So reich ist er geworden und zählt sich ernsthaft zur Mittelschicht“, erzählt J. Heute lebt Enrico J. nicht mehr auf der Straße. Er hat ein regelmäßiges Einkommen und lebt mit seiner Lebensgefährtin in Berlin. Eine mediale Aufarbeitung der Geschichte gab es seinerzeit übrigens nicht. Man stelle sich einmal vor, ein Flüchtling hätte das Notebook gefunden. Den Rest kann sich jeder denken.