Autorius: Gert Ewen Ungar Šaltinis: https://deutsch.rt.com/meinung... 2023-03-15 04:53:00, skaitė 509, komentavo 0
Das ARD-Hauptstadt-Studio in Berlin
Von Gert Ewen Ungar
Ina Ruck ist ARD-Moskau-Korrespondentin. Sie berichtet aus Russland und bedient sich dabei gern in Deutschland verbreiteten Klischees über Russland und die Russen. Ihr wird oft Einseitigkeit in der Berichterstattung vorgeworfen und die Vorwürfe sind begründet. Schon an ihrer Berichterstattung zu Nawalny wurde deutlich, dass Ruck nicht aus Russland berichtet, um den deutschen Zuschauern Vorgänge in Russland verständlich zu machen, sondern dass sie Geschehnisse in Russland in ein westliches Narrativ einordnet. Die in Deutschland verbreitete Geschichte über Nawalny als angeblich wichtigsten russischen Oppositionellen hat sie nicht angetastet, und das, obwohl in Russland jeder weiß, dass sie nicht stimmt. Ruck war in Russland und sie wusste es daher auch. Dessen ungeachtet stützte sie in der ARD die frei erfundene Erzählung über Nawalny als eine der größten Gefahren für das bestehende politische System in Russland. Ein Mann ohne jedes erkennbare politische Profil und mit zwielichtiger Vergangenheit wohlgemerkt – den Deutschen wurde eine Räuberpistole vorgesetzt, und Ruck hat sich maßgeblich daran beteiligt.
Ruck wertet, wo sie berichten soll, suggeriert Zusammenhänge, wo ihr Fakten fehlen, und unterschlägt sie, wenn sie nicht ins Bild über Russland passen. Dieser Strategie ist sie auch im Hinblick auf den Ukraine-Konflikt treu geblieben. Das ist selbstverständlich das Gegenteil von Journalismus und auch das Gegenteil des Auftrags der Öffentlich-Rechtlichen.
Die Erzählungen über Russland, die in deutschen Medien in einer Art von freiwilliger Gleichschaltung einheitlich verbreitet und gepflegt werden, haben mit der russischen Lebenswirklichkeit wenig gemeinsam. Wer in der deutschen Medienlandschaft nach Journalisten sucht, die sich um ein ausgewogenes Bild von Russland und russischer Politik bemühen, wird in den großen Medien nicht fündig. Auch der Blick deutscher Medien auf den Ukraine-Konflikt ist von tiefer Einseitigkeit und von Auslassungen geprägt.
Diese Technik der Propaganda hat selbstverständlich ihre Grenzen. Ina Ruck hat eine davon entdeckt – die geografische. Dort, wo deutsche und westliche Medien kaum hingelangen, ist ihre desinformierende Wirkung gering.
Die ARD-Korrespondentin ist derzeit in Sibirien unterwegs, und dort auf die Grenze der deutschen Erzählung über den Ukraine-Konflikt gestoßen. Darauf macht sie in drei Tweets aufmerksam. Die Menschen würden den Krieg nicht hinterfragen, schreibt Ruck und man merkt ihr das Unverständnis an. Sie seien gastfreundlich, fragen dann aber, warum der Westen den Krieg gegen Russland begonnen habt, warum er Faschisten mit Waffen ausrüstet? "Kriegste im Kopf nicht zusammen", entrüstet sich Ruck glaubhaft. Wahrscheinlich versteht sie es wirklich nicht.
Der Fehler, der ihr unterläuft, ist ein zweifacher: Sie glaubt daran, dass die deutsche Sicht auf den Konflikt die richtige ist. Und sie glaubt auch daran, dass diese Sicht unstrittig und daher überall gültig ist. Das ist keineswegs der Fall. Das, woran Ruck im Hinblick auf den Ukraine-Konflikt glaubt, hat enge regionale Grenzen.
An die Erfahrungen, die Ruck in Sibirien gemacht hat, wird nicht nur sie, sondern werden sich die Deutschen insgesamt gewöhnen müssen. Die Erzählung eines unprovozierten Überfalls Russland auf die Ukraine wird sich nicht halten lassen. Deutsche Medien werden sie korrigieren und ihre Geschichte über den Konflikt den tatsächlichen Abläufen anpassen müssen.
Nein, man versteht in Russland das Verhalten Deutschlands wirklich nicht, und man versteht es aus guten Gründen nicht. Das hat natürlich zum einen mit dem besonderen deutsch-russischen Verhältnis zu tun, mit engen historischen Verbindungen, mit der Wiedervereinigung, mit einer besonderen Schuld Deutschlands als Nachfolgestaat des Deutschen Reichs gegenüber Russland als Nachfolgestaat der Sowjetunion. Das hat aber auch mit einer anderen Berichterstattung zu tun. In russischen Medien wird über die Geschehnisse in der Ukraine ausführlich berichtet, in Deutschland wird viel verschwiegen – die ukrainischen Kriegsverbrechen beispielsweise.
Man weiß in Russland von den täglichen Bombardements des Donbass durch die Ukraine, die täglichen Opfer unter Zivilisten. Deutsche Medien verschweigen dies ihrem Publikum – so auch Ruck. Vermutlich ist es ihr schlicht verboten, darüber zu berichten. Das bedeutet nicht, dass angebliche russische Kriegsverbrechen in der russischen Berichterstattung keinen Platz haben. Aber sie kommen eben als das vor, was sie auch faktisch sind: bisher unbewiesene Anschuldigungen. Während sie dem deutschen Publikum als Tatsachen verkauft werden. Die Berichterstattung zum Ukraine-Konflikt ist in Russland sicher gewichtet, aber insgesamt ausgewogener als die deutsche.
Wer die Kriegsverbrechen der Ukraine aber zur Kenntnis nimmt, wird die deutschen Waffenlieferungen nicht verstehen können. Auch über die umfassende Zensur, das Verbot von Opposition, die Säuberungen im Machtapparat durch Selenskij wird in den russischen Medien berichtet, in den deutschen kommen sie nur am Rande vor und werden relativiert. Auch diejenigen, die den Begriff Faschismus in Bezug auf die Ukraine ablehnen, werden angesichts dieser innenpolitischen Zustände in der Ukraine zugestehen müssen, dass dort etwas ganz grundlegend nicht stimmt. Die Geschichte von einer demokratischen Ukraine ist angesichts der tatsächlichen Entwicklung frei erfunden. In Sibirien wisse man das deutlich besser als in den Redaktionen deutscher "Qualitätsmedien", wird Ruck mitgeteilt. Sie will es nicht wahrhaben.
Die Erfahrung, die Ruck machte, ist im Gegensatz zu Rucks Nicht-verstehen-Wollen keine Verweigerung. In Russland ist die Berichterstattung zum Ukraine-Konflikt breiter als in Deutschland. Ruck versteht nicht, weil sie auslässt, weil sie sich weigert, Fakten zur Kenntnis zu nehmen, weil sie leugnet. Es fehlt ihr obendrein an interkultureller Kompetenz. Sie ist nicht in Russland, um zu verstehen, sondern um die Russen deutsches Verständnis und die deutsche Sicht zu lehren. Das haben vor ihr schon viele versucht und sind gescheitert. Sie wird es auch.
Ihre Bemerkung über einen angeblichen sowjetischen Kolonialismus ist in diesem Zusammenhang besonders entlarvend. Die Sowjetunion war kein imperialistisches Projekt. Es war kein Projekt der Ausbeutung der Peripherie zugunsten eines Zentrums, wie es die westlichen Kolonialstaaten praktizierten. Ruck bleibt in den engen Grenzen ihres deutschen Geistes gefangen und sieht vor lauter deutscher Prägung die russische Weite nicht. Ihre Tweets drücken aus, wie fremd ihr das Land und seine Geschichte geblieben sind.
Dabei verstrickt sie sich obendrein in Widersprüche. Während Ruck in ihren Fernsehbeiträgen immer wieder behauptet und suggeriert, dass in Russland eine strenge Zensur herrschen würde, dass man aufpassen müsse, was man äußere und dass man zum Beispiel nicht von Krieg sprechen dürfe, macht sie von genau diesem Wort in ihren Tweets munter Gebrauch und beweist damit, dass ihre Behauptungen aus der Luft gegriffen sind.
Die Welt außerhalb des Westens trägt dessen Narrativ vom unprovozierten Überfall Russlands auf eine an der Entwicklung unschuldigen Ukraine nicht mit. Die Mehrheit der Länder unterstützt auch die Idee einer militärischen Lösung des Konflikts durch immer weitere Waffenlieferungen und den Ausschluss von Verhandlungen nicht. Es widerspricht dem Gründungsgedanken der UN. Abgelehnt wird auch die Anmaßung des Westens, mit Sanktionen, die die gesamte Weltwirtschaft treffen, das Ziel der Vernichtung der russischen Wirtschaft auf Kosten unbeteiligter Länder durchzusetzen.
Wie Ina Ruck wird sich auch Deutschland an den Gedanken gewöhnen müssen, auch dieses Mal wieder auf der falschen Seite gestanden zu haben. Deutschland ist in seiner Wahrnehmung des Konflikts isoliert und wird aufgrund der umfassenden Inkonsistenz seiner Erzählung über die Entstehung und den Verlauf des Ukraine-Konflikts sich letztlich nicht behaupten können. Das wird man im Kopf zusammenkriegen müssen – nicht nur Ina Ruck.