Kinderschänder Savile: Was Netflix verschweigt

Autorius: Daniell Pföhringer Šaltinis: https://www.compact-online.de/... 2023-04-24 17:06:00, skaitė 552, komentavo 0

Kinderschänder Savile: Was Netflix verschweigt

Jahrzehntelang hat BBC-Moderator Jimmy Savile unbehelligt Kinder und Jugendliche missbraucht. Auf Netflix läuft derzeit eine zweiteilige Doku über den 2011 verstorbenen TV-Star – doch die lässt wesentliche Punkte außer Acht. Bei uns erfahren Sie die ganze Wahrheit. Aufschlussreich ist auch, was Nikolas Pravda in seinem Enthüllungsbuch „Der Musik-Code“ über Savile und seine Verbindungen zu den Größen des Showbusiness schreibt. Hier mehr erfahren.

Über Jahrzehnte hinweg hat BBC-Moderator Jimmy Savile (1926–2011) seine Popularität genutzt, um ungestört seinen perversen Trieben nachgehen zu können. Scotland Yard nannte ihn den „schlimmsten Sexualverbrecher in der Geschichte des Landes“, Ermittler gehen von mehr als 500 Opfern aus. Tatorte waren unter anderem 28 englische Krankenhäuser.

Auf Netflix läuft derzeit ein zweiteiliger Dokumentarfilm über Savile und seine mitunter schwer vorstellbaren Taten („Jimmy Savile: Eine britische Horror-Story“), doch wesentliche Stränge des großflächigen Kinderschänder-Komplexes im Windschatten der Glamourwelt bleiben unausgeleuchtet – gerade wenn es um die Verbindungen des BBC-Moderators zu anderen Größen des Showgeschäfts oder in die Politik geht.

Tatsächlich ist das Ausmaß des Skandals, der erst vier Jahre nach Saviles Tod, im Jahr 2015 bekannt wurde, beispiellos. In England, Wales, Schottland und Nordirland ermittelte die Polizei damals gegen 1.433 mutmaßliche Kinderschänder, darunter 76 Politiker, 135 Promis aus TV, Film und Radio, 43 aus der Musikindustrie, weitere aus dem Sport sowie Mitarbeiter von Schulen, Kinderheimen, Kirchen und Sportvereinen. Bearbeitet wurden Fälle von 1977 bis 2014.

Leichenschändung und Schwarze Messen

Insgesamt hatte sich „König Jimmy“, wie der bekannte BBC-Moderator und Discjockey scherzhaft genannt wurde, an etwa 500 Kindern, Jugendlichen, aber auch Erwachsenen im Alter von fünf bis 75 Jahren vergangen. Seine Opfer suchte er sich regelmäßig in Krankenhäusern und Kinderkliniken, sogar in einem Hospiz. Wie der staatliche Gesundheitsdienst NHS feststellte, schreckte der prominente Anchorman nicht einmal davor zurück, Tote in Hospital-Kühlräumen oder Leichenhallen zu schänden. Savile hatte wohl auch Zugang zu einem Kinderheim auf der Insel Jersey, auf der es jahrzehntelang zu systematischen Vergewaltigungen an Hunderten von Opfern kam.

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Dunkle Mächte. Foto: Raland | Shutterstock.com

Was Netflix vollkommen unberücksichtigt lässt: Savile soll auch Ordensmeister eines satanischen Kults gewesen sein. Das jedenfalls berichtet Valerie Sinason, Direktorin der Klinik für dissoziative Studien in London, die als Therapeutin ein ehemaliges Opfer des Entertainers betreut. Demnach feierte der Moderator 1975 in einem Raum im Untergeschoss des Stoke Mandeville Hospitals in Buckinghamshire, dessen Schirmherr er war, mit anderen Pädophilen Schwarze Messen. Sie vergewaltigten und schlugen das damals 12-jährige Mädchen. Um nicht erkannt zu werden, trugen sie Masken und Roben.

Das Opfer konnte Savile jedoch vor allem an seiner markanten und aus Funk und Fernsehen bekannten Stimme identifizieren. Fünf Jahre später, so erzählt eine andere Zeugin, habe eine Teufelsmesse in einer wohlhabenden Londoner Gegend stattgefunden, in der sie mit weiteren jungen Frauen missbraucht wurde. Savile soll der Zeremonienmeister gewesen sein. 2013 kamen die Metropolitan Police und die Kinderschutzorganisation NSPCC zu dem Schluss, dass es zumindest im Stoke Mandeville Hospital dreißig Missbrauchsfälle gab. Saviles Neffe Guy Marsden offenbarte der Presse, dass sein Onkel seit Ende der 1960er Jahre Lieferant eines Pädophilenrings gewesen sei, der die Londoner Promiszene versorgte.

Das Politiker-Netzwerk

Obwohl es bereits zu Saviles Lebzeiten ein halbes Dutzend Ermittlungen gegen ihn gab, verliefen alle im Sande. Vielmehr wurden die missbrauchten und traumatisierten Opfer von der Polizei als Verrückte beschimpft, bedroht und eingeschüchtert, Aussagen ignoriert und Beweise vernichtet. Im Nachhinein warf Staatsanwältin Alison Levitt den offiziellen Stellen vor, Anschuldigungen gegen Savile nicht energisch genug nachgegangen zu sein.

Wer hielt seine schützende Hand über Savile? Offenbar wurde der Kinderschänder von ganz oben gedeckt. Einige seiner Opfer beschuldigten nämlich Mitglieder der damals regierenden Konservativen, in eine Missbrauchsserie in Wales in den 1970/80er Jahren verstrickt gewesen zu sein. 2012 sprach Tom Watson, damals stellvertretender Vorsitzender der Labour Party, von einem organisierten und einflussreichen Pädophilen-Netzwerk mit möglichen Verbindungen in eine einstige Regierung. Medien spekulierten, dass es sich dabei um jene von Edward Heath handeln müsse. Heath war Anfang der 1970er Jahre konservativer Premier, bis ihm 1974 Margaret Thatcher folgte.

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Im Juli 2012 berichtete der Telegraph, dass unter den weiteren Verdächtigen im Missbrauchsskandal auch noch aktive Politiker sein sollen, die entweder selbst Kinder missbraucht oder die Verbrechen gedeckt hätten, darunter Parlamentsmitglieder aller großen Parteien und ehemalige Minister. Namentlich bekannt wurden die Abgeordneten Sir Cyril Smith von den Liberaldemokraten und Sir Peter Morrison von den Konservativen. Beide waren jedoch längst verstorben.

Der Kinderschutzaktivist Peter McKelvie sammelte Namen und Beweise in einem Dossier, das gegenwärtige und ehemalige Politiker belastete. Allerdings verschwanden die Akten auf mysteriöse Weise im Innenministerium. Bis heute sind sie unauffindbar geblieben. McKelvie gab jedoch eine Namensliste an die Medien weiter, sodass sich Premier David Cameron Mitte 2014 gezwungen sah, eine Wiederaufnahme der Untersuchungen anzuordnen.

Früher schon gingen angeblich hochbrisante Unterlagen verloren. Etwa jene, die der konservative Abgeordnete Geoffrey Dickens 1983 dem damaligen Innenminister Leon Brittan aushändigte. Demnach soll der erwähnte Cyril Smith Ende der 1970er Jahre bis 1982 im Elm Guest House im Südwesten Londons mit perversen Gleichgesinnten Jungen aus einem benachbarten Heim missbraucht haben.

Zwischenüberschrift

Ende 2014 gab Scotland Yard bekannt, dass Mitglieder des Pädophilenrings Kinder nicht nur gefoltert und missbraucht, sondern zudem getötet haben sollen. Der Zeuge „Nick“ sagte aus, dass er in den 1980er Jahren gesehen haben, wie ein Tory-Abgeordneter einen 12-jährigen Jungen während einer Sexorgie erwürgte. Monate darauf kam es nach seinen Angaben im Beisein von „mächtigen Männern“ zu einem weiteren Mord an einem Jungen. Ein Dritter wurde offenbar absichtlich überfahren.

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Er kannte alle Größen des Showgeschäfts: BBC-Moderator Jimmy Savile mit den Beatles. Die Aufnahme stammt aus der neuen Doku „Jimmy Savile: Eine britische Horror-Story“. Foto: Netflix

Die Aussagen des Zeugen, dessen Namen man aus Gründen des Persönlichkeitsschutzes anonymisierte, wurden von der Polizei als glaubwürdig und wahr eingestuft. „Nick“ behauptet, jahrelang von hochgestellten Persönlichkeiten, darunter einem ehemaligen Minister des Thatcher-Kabinetts, missbraucht worden zu sein.

Der Zeuge identifizierte auch den früheren Botschafter Sir Peter Hayman, der zu jener Zeit leitender Beamter des britischen Auslandsgeheimdienstes MI6 war. Tatsächlich wurde bei diesem in den 1980er Jahren kinderpornografisches Material sichergestellt. Zudem betätigte er sich im Paedophile Information Exchange, einer Kontaktbörse für Kinderschänder. Trotz allem wurde Hayman nie angeklagt und starb 1992, ohne dass er von der Justiz belangt worden wäre.

Fakt ist nämlich: Savile ist kein Einzelfall. In der Musikindustrie wimmelt es geradezu vor Pädophilen – sie unterhalten ganze Netzwerke und Kinderschänder-Ringe. Satanische Rituale sind an der Tagesordnung – wie sich auch an Pop-Videos und Bühnenshows ablesen lässt. Und die Geheimdienste haben natürlich auch ihre Finger im Spiel.

Dies alles geschieht vor unseren Augen, doch viele können es nicht erkennen. „Der Musik-Code“ schärft den Blick für die Zeichen und Zusammenhänge – und offenbart Abgründe, die man kaum für möglich gehalten hätte. Das Buch können Sie hier bestellen.