Autorius: RT deutsch Šaltinis: https://deutsch.rt.com/inland/... 2016-06-20 17:17:40, skaitė 1208, komentavo 0
Wie kommt es eigentlich, dass der Chefredakteur von Bild.de noch damit prahlt, dass seine Kriegspostille vom Presserat wegen der Berichterstattung zu Russland ermahnt wird? Das muss ein biographisches Problem sein.
Soziologen stellen immer wieder fest, dass die Quote der „Selbstrekrutierung“ unter Journalisten viel niedriger ist als bei anderen Berufsgruppen. Anders gesagt: Wer in einem Journalistenhaushalt aufgewachsen ist, will kein Journalist werden.
Hinzu kommt, dass eine gewisse mittelständische Tradition nach dem Motto: „Junge, wenn du groß bist, übernimmst du meine Apotheke“, unter Journalisten schlecht angesehen ist. Wer in diesem Berufsfeld unterwegs ist, sollte sich seine Meriten schon selbst verdient haben.
Aber jede Statistik kennt ihre Ausreißer. Einen mittlerweile berüchtigten Fall stellt der Chefredakteur des Internet-Ablegers von Bild, Julian Reichelt, dar. Mami und Papi arbeiteten als Journalisten. Also sollte der Mann ungefähr wissen, wie die Regeln lauten. Andererseits: Julian Reichelt begann seine Karriere bei Bild, wo Papa stellvertretender Redaktionsleiter für die Berlin-Ausgabe des Blattes war.
Und Reichelt-Junior hat vom Journalismus nie etwas anderes gesehen als den eigenwilligen Springer-Stil. Anders lässt es sich nicht erklären, dass Muttersöhnchen Reichelt öffentlich Empörung darüber mimt, dass der Presserat - mal wieder - eine „Missbilligung“ über den so genannten Journalismus von Bild ausgesprochen hat.
Im Februar, als der vorläufige Waffenstillstand zwischen ausländischen Söldnern und syrischer Regierung in Kraft trat, hatte Reichelts Online-Postille getitelt: „Putin und Assad bomben weiter“. Darin sieht der Presserat einen Verstoß gegen die Sorgfaltspflicht.
Der Beitrag erwecke wahrheitswidrig den Eindruck, dass der Waffenstillstand nur einseitig gebrochen werde und nur eine Seite für Verstöße verantwortlich sei. „Tatsächlich“, so der Presserat, „führten auch die USA weiterhin Bombardements durch.“
Nun hätte nach den Regeln des Presserates keine Verpflichtung für Bild.de bestanden, diese Missbilligung zu veröffentlichen. Immerhin fingen sich Publikationen aus dem Hause Springer allein in diesem Jahr bereits sechs "Rügen" ein. Aber Reichelt, die alte Hauspflanze, fühlte sich von einem alltäglichen Vorgang so provoziert, dass er per Twitter verkündete:
Der Presserat als Schutzpatron für Putins mörderischen Bombenkrieg in Syrien. Schändliche Entscheidung! pic.twitter.com/aYMpMvImWU
— Julian Reichelt (@jreichelt) 16. Juni 2016
Natürlich führen Reichelts abwegige Halluzinationen in der gesamten Branche erneut zu Heiterkeit oder zumindest peinlich berührtem Kopfschütteln. Bis heute sind noch Empfehlungen an ihn nachzulesen, doch lieber als Chefredakteur des Satiremagazins Titanic anzuheuern. Seinerzeit, im Jahr 2013, hatte er versucht, sich einen Namen zu machen, indem er Edward Snowden dutzende Male als „Terror-Enabler“ bezeichnete.
Dann legte Reichelt jedoch mit der folgenden und weitgehend humorfreien Argumentation nach:
„Ja, wir wissen jetzt, wie umfassend die USA das Internet überwachen. Wir können das als Sieg unserer Bürgerrechte feiern. Aber wahr ist auch: Wir feiern den Falschen. Snowden ist auch ein Held für all jene, die in Berlin, Madrid, London Busse in die Luft sprengen wollen“.
Damit sah man wohl selbst bei Titanic keine ernsthafte Perspektive mehr für den ehemaligen "Kriegsberichterstatter". Schnell brachte das Satiremagazin eine ausführliche Homestory, um die feindliche Übernahme abzuwehren.
Und so muss Julian Reichelt weiterhin bei Bild.de den bösartigsten Propagandaclown des Imperiums geben.
Damit dieser Job nicht zu einsam wird, hatte er zuvor noch einen anderen Julian im Hause installiert. Julian Röpcke spielt mittlerweile von seinem Büro in Berlin Kreuzberg aus die Rolle des "Kriegsberichterstatters". Von dort schreibt der andere Julian - Spitzname „Jihadi-Julian“ - Dinge wie: Seiner Einschätzung nach sei Al-Qaida die beste Alternative für Syrien.
Das sieht wohl auch der andere Julian so. Überflüssig zu sagen, dass der Stein des Anstoßes für den Presserat natürlich ein Beitrag von seinem Kumpel Julian Röpcke war….