Autorius: RT Šaltinis: https://de.rt.com/gesellschaft... 2024-08-18 15:24:00, skaitė 243, komentavo 0
Wahlkampf in Thüringen: Stefan Brandner (AfD) bei einem Auftritt am 16. August 2024 in Gera
In zwei Wochen beginnt die Reihe von Landtagswahlen in Sachsen, Thüringen (beide am 1. September) und Brandenburg (22. September). Nun haben sich gleich 40 bekannte deutsche Unternehmen zusammengetan, um mit einer Kampagne unter der Losung "Made in Germany – Made by Vielfalt" der AfD das Wasser abzugraben und darauf hinzuweisen, für wie "gefährlich" man diese Partei hält.
... was Rang und Namen hat
Zu den 40 Firmen, die sich unter dem englisch-deutschen Motto zusammengeschlossen haben, zählen namhafte Firmen wie Miele, Dr. Oetker, Schüco, Stihl, Trigema oder Vorwerk. Am 19. August soll die Kampagne starten. Man wolle damit ein Zeichen für "Weltoffenheit" setzen, wie das Portal Apollo News berichtet.
Bereits 2019 hatte es eine ähnliche Kampagne unter demselben Motto gegeben. Einer der Initiatoren, Timm Mittelsten Scheid, habe der Welt am Sonntag erklärt, es sei "hochgefährlich, was da gerade passiert – zum einen für unsere Demokratie und zum anderen für unseren Wirtschaftsstandort". Mittelsten Scheid, Beiratsmitglied und Gesellschafter der Staubsaugerfirma Vorwerk, glaubt, dass im Falle eines AfD-Wahlsieges Firmen im Osten Deutschlands keine Mitarbeiter mehr finden würden. Ein Sieg der AfD würde auch Arbeitsplätze gefährden, die erst noch für die Zukunft im Osten geplant seien.
Eine "passende" Erhebung des IW
Diese Ansicht stützt eine Umfrage, die das als "arbeitgebernah" geltende Institut der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln hat durchführen lassen. Von den 900 befragten Unternehmen, die aus den Bereichen Industrie und industrienahen Dienstleistungen teilnahmen, sehen 59 Prozent der ostdeutschen Firmen das Erstarken der AfD "eher" als Risiko für die Anwerbung und Bindung von Fachkräften sowie für den Fortbestand der EU und des Euro. Außerdem verbinden über 50 Prozent der Firmen mit der AfD Gefahren für Investitionsentscheidungen und den Wirtschaftsstandort. Allerdings betrachten auch 15 Prozent der Unternehmen die AfD als Chance.
So kritisch sich eine Mehrheit der vom IW befragten Unternehmen auch über die AfD äußerte, so wenig Kompetenz sprach sie auch den anderen Parteien in Wirtschaftsfragen zu. Vor dem Hintergrund der zahlreichen Insolvenzen und Betriebsstilllegungen der vergangenen Wochen und Monate erscheint diese Kritik allerdings wenig überraschend. Erst kürzlich im August habe der thüringische Automobilzulieferer AE Group Insolvenz anmelden müssen. Mehr als 2.000 Mitarbeiter in der Automobil- und Autozuliefererbranche hätten allein in Thüringen im Laufe der ersten vier Monate des Jahres 2024 ihren Arbeitsplatz verloren. Und auch ein Traditionsbetrieb wie die Fleischerei Holzapfel, die auf eine beinahe 200-jährige Existenz in Thüringen zurückblicken könne, habe Insolvenz anmelden müssen. Mindestens 80 Mitarbeiter verlören ihren Arbeitsplatz, heißt es im Bericht.
Ein Umstand erscheint an der IW-Umfrage allerdings bemerkenswert: Unabhängig davon, ob sie in den guten Umfragewerten oder einem Wahlsieg der AfD eine Chance oder ein Risiko sehen, wollten 59 Prozent der befragten Unternehmen nicht öffentlich zu dieser Frage Stellung beziehen. Sie sähen es nicht als ihre Aufgabe an, sich politisch zu äußern. Die genannten Unternehmen, die sich eindeutig gegen die AfD positionieren, sind allesamt Westfirmen. Mit der Kampagne dürften diese sich als politisch-korrekte bis "woke" Unternehmen präsentieren – und im Westen der Republik, der einen wichtigeren Markt als die östlichen Bundesländer darstellt, bei einem Teil des Publikums dazu einen willkommenen Reklame-Effekt erzielen. Bereits im Frühjahr 2024 hatte der Schraubenfabrikant und Milliardär Reinhold Würth seine Mitarbeiter vor der Wahl der AfD gewarnt.